Germaine Greer – Der Knabe

„Ich nehme für alle Frauen das Recht in Anspruch, an der flüchtigen Schönheit des Knaben Gefallen zu finden.“ – sagte einst Germaine Greer, eine der wichtigsten Femministinnen des 20 Jahrhunderts.

Das im Jahr 2003 erschiene Buch „Der Knabe“ rückte die Autorin schnell an eine Diskussion um das Thema Phädophilie heran. Warm jedoch, so fragt man sich? Ist jeder Künstler, der die Schönheit eines Knaben bewundert, gleich ein Pädophiler? Mitnichten, wie die Autorin in dem Buch zeigt. Auf ca. 250 Seiten unternimmt die Autorin einen Streifzug durch die Kunstgeschichte.

„Was ist ein Knabe?“ fragt Greer im Vorwort? Ein Knabe sei eine männliche Person, die noch kein Mann ist. Gleichwohl  scheint ein Knabe doch so viel mehr zu sein. In ihren Streifzügen durch 500 Jahre entdeckt die Autorin den Knaben in Bildern und Fotos in ganz unterschiedlichen Rollen.

 

Ja, der Knabe ist ein Lustobjekt. Aber er ist noch viel mehr. Er ist Diener und Soldat. Er ist die Unschuld. Er ist ein Sinnbild der Jugend und der männlichen Verletzbarkeit. Amor, Gott der Liebe und ein kastrierter Knabe weist der Liebe den Weg. Nie wurden in der Kunstgeschichte Mädchen so opulent und doch so verletzlich dargestellt wie ein Knabe.

Der Leser bekommt in diesen großformatigen Buch eine spannende Perspektive in die Kunstgeschichte dargestellt, vom Ausgang des Mittelalters bis heute.

Warum sollen nur Frauen das Recht haben, die flüchtige Schönheit des Knaben zu bewundern? Hier irrte die Feministin. Auch für Männer sollte dieses Recht gelten, das zweifelsohne ein Privilieg ist.