René Burri
René Burri (* 9. April 1933 in Zürich; † 20. Oktober 2014 ebenda) war ein Schweizer Fotograf.
René Burri machte sein erstes Foto einer prominenten Person im Alter von 13 Jahren in Zürich von Winston Churchill. Zum Fotografen ausbilden liess er sich ab 1950 an der Kunstgewerbeschule in Zürich (heute Zürcher Hochschule der Künste, ZHdK), u. a. bei Hans Finsler, Alfred Willimann und Johannes Itten. Neben bildjournalistischen Arbeiten machte er auch Dokumentarfilme und war zeitweise als Kameraassistent bei einer Walt-Disney-Produktion tätig. 1955 erstellte er eine Fotoreportage über die Arbeit der Zürcher Musikpädagogin Mimi Scheiblauer mit taubstummen Kindern, die er dann bei der Fotoagentur Magnum einreichte und den Zuschlag erhielt. Nach 1956 arbeitete er weltweit als Fotoreporter.
Seine ersten Bildberichte wurden in Schweizer Zeitschriften wie Du und Camera gedruckt. Mit seiner internationalen Tätigkeit in verschiedensten Genres des Fotojournalismus wurden seine Bildberichte immer mehr in international renommierten Magazinen wie Look, Paris Match, Life, Stern und Geo veröffentlicht.
1960 trat René Burri mit einer aufsehenerregenden Reportage und Ausstellung Die Deutschen an die Öffentlichkeit. Durch seine „Neutralität“ als Schweizer hatte er die Möglichkeit, Bilder sowohl in der DDR als auch in Westdeutschland aufzunehmen und so die beiden Seiten des geteilten Deutschland aus einem einheitlichen neutralen und unvoreingenommenen Blickwinkel darzustellen. Dieses Material verarbeitete er später zu einem Buch (Erstauflage 1962), dessen Neuauflagen er bis in die 1990er Jahre um aktuelle Fotos, u. a. des Falls der Berliner Mauer, ergänzte. Damit glückte ihm wohl als Einzigem der Versuch, ein annähernd gültiges Bild Deutschlands vor und nach dem Mauerbau sowie vor und nach dem Mauerfall zu zeigen.
1962 porträtierte Burri beim Treffen der Gruppe 47 in Berlin Ingeborg Bachmann, Uwe Johnson und Günter Grass. Besonders bekannt wurde er 1963 durch seine Bilder des Zigarre rauchenden kubanischen Industrieministers Ernesto Che Guevara. Weitere bekannte Persönlichkeiten, die er porträtierte, waren Pablo Picasso, Alberto Giacometti, Jean Tinguely und Le Corbusier.
Ab 1959 war Burri vollwertiges Mitglied der berühmten Fotoagentur Magnum[4], deren korrespondierendes Mitglied er durch die Bekanntschaft mit Werner Bischof schon 1956 geworden war. 1988 wurde er Art Director der Schweizer Illustrierten. 2011 wurde er mit dem Swiss Press Photo Life Time Achievement Award für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Burris erste Ehefrau Rosellina (Witwe des Fotografen Werner Bischof), mit der Burri Vater zweier Kinder wurde, starb 1986. In zweiter Ehe war er mit Clotilde Blanc verheiratet, mit der er 1994 einen Sohn bekam. Sie lebten in Zürich und Paris.
Am 20. Oktober 2014 starb Burri im Alter von 81 Jahren an einer Krebserkrankung zu Hause in Zürich.
René Burri war nicht das Knipsen zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort wichtig, sondern die Geschicklichkeit bei der Nachbereitung von Bildern. Seine Aufmerksamkeit galt der nachträglichen Kadrierung, dem Hervorheben bestimmter Bildelemente und der Typografie der Legenden. Wie ein Grafiker achtete er auf den visuellen Gesamteindruck.
Die Bilder waren für Burri eine neu komponierte Realitätsspiegelung, nicht eine abgebildete Realität. Zu seinen Stilelementen gehört die Unschärfe im Vordergrund, so dass das Hauptmotiv in den Hintergrund gesetzt wird. Oder das Verfahren, das im selben Bild verschiedene Szenen untergebracht werden – so schuf zum Beispiel Burri bei seinen Fotos durch eine nachträgliche Kadrierung einen zuvor nicht existierenden Zusammenhang. Oft rekurrierte Burri bei seinen Reportagen auf frühere Arbeiten und stellte diese in einen neuen Aktualitätskontext. In den späteren Jahren überarbeitete er seine Schwarz-Weiss-Bilder durch Übermalungen und Fotomontage.
Mit seinem Werk hat Burri die Geschichte des Menschen fortgeschrieben, mit der Edward Steichen 1955 in seiner Wanderausstellung The Family of Man nach den Erfahrungen des Krieges das Verständnis zwischen den Menschen fördern wollte: Seine über 30.000 Lichtbilder werden vom Musée de l’Elysée in Lausanne beherbergt und von einer Stiftung beaufsichtigt. Zu dem Nachlass des auf Fotografie spezialisierten Elysée-Museums zählen 170.000 Farbdias, zehntausende Papierabzüge und Kontaktbögen, 150 Skizzenhefte, zwei Dutzend Filmrollen, dazu Notizbücher, Collagen und Briefe.
Eine Antwort auf “René Burri”