Uwe Dupke – Shades of Lust and Pain
Shades of Lust and Pain bebildert Sehnsüchte, wieman sie seit der Buchreihe „Shades of Grey“ kennt.Schon auf den ersten Seiten wird deutlich, wie sehr der Fotograf in die Kiste der ihm zu Verfügung stehenden Mittel greift. Shades of Lust and Pain zeigt in der Tat die Vielfalt der Möglichkeiten in allen Intensitätsstufen.
Wie Aktfotograf Uwe Dupke im Rahmen der Veröffentlichung zu seinem neuen Bildband Shades of Lust and Pain berichtet, seien viele Anfragen zu entsprechenden Fotoserien von Seiten der Models eingegangen. Davon inspiriert, hat er seine Ideen einfließen lassen. Herausgekommen ist ein Fotoband zwischen ästhetischer Fotografie und pornographischer Darstellung. Wertfrei gesagt, rangieren die ca. 180 Fotos (auf 200 Seiten im handlichen 15,5 × 21 cm Format) zwischen leicht zugänglichen, seichten Werken, die schöne Frauen in Dessous und spannenden Posen zeigen.
Ansprechend und wenig anzüglich, mit einer Prise eleganter Erotik überzeugen diese Bilder den Betrachter mit Sinnlichkeit und künstlerischer Komposition. Verschiedene Settings in zahlreichen Fotostrecken zeigen eine beachtliche Bandbreite, die zunächst recht simpel beginnt. Freizügig aber zurückgenommen, zeigen sich die Strecken zu Beginn des Bandes. Spärlich bekleidete Schönheiten in ansprechenden Posen abgelichtet beweisen das Gespür des Fotografen für Model und Bildgestaltung.
Nach diesen einführenden seichten Seiten kommt Dupke zügig „zur Sache“. Verschiedenste Fesselutensilien kommen zum Einsatz, die Bilder werden freizügiger. Augen werden ver-, Handgelenke aneinander gebunden, Beine und Füße fixiert. Die Intensität nimmt zu, dennoch bleiben die Bilder in Darstellung, Posen und Freizügigkeit gemäßigt und lassen die künstlerische Absicht erkennen.
Er wechselt zwischen Farbfotografien mit Variationen bei Kolorierung, Belichtung und Leichtintensität sowie monochromen Schwarzweißaufnahmen, was die Bandbreite und Vielseitigkeit des Bandes fördert. Die abgebildeten Frauen wirken von verspielt bis erregt, bilden eine große Bandbreite emotionaler (Gefühls-)Zustände ab, welche im Zusammenspiel mit dem Bildarrangement für Eindrucksstärke sorgt. Dupkes Ideen, Ansätze und Absichten sind erkennbar und gut umgesetzt. Im Verlauf des Bandes steigert der Fotograf die Intensität seiner Bilder.
Das geschieht durch eindeutige Posen, aufreizende Tätigkeiten und der Verwendung von diversen Spielzeugen- und Utensilien. Waren die Abbildungen anfänglich lediglich erotisch aufgeladen, weicht dieser Gestaltungsstil einer deutlich erkennbaren „Sexualisierung“. Trotz aller Freizügigkeit wird viel mit den Gesichtern, Blicken und Mimik der Models gearbeitet.
Trotz dieser Tendenz zum künstlerischen Akt bewegt sich Shades of Lust and Pain unverkennbar zu Darstellungsformen hin, die mit pornographischen Mitteln vergleichbar sind. Akt hat neben seiner künstlerischen Kraft von Natur aus Aufreizendes und bedient ähnliche, aber keinesfalls gleiche Mechanismen wie Pornographie. Hier verschwimmen die Sichtweisen und zartbesaitete Naturen könnten vor der doch sehr freizügigen und direkten Art der Abbildungen zurückweichen.
Wo der Grat zwischen ästhetischer, künstlerisch bedeutsamer Aktfotografie und entblößender, auf Triebe abzielende Pornografie verläuft, muss ohnehin jeder Betrachter für sich selber definieren. Ohne diese Grenze zu einschneidend zu ziehen bleibt die Feststellung, dass Shades of Lust and Pain an Intensität im Laufe seiner Seiten zunimmt, die Abbildungen freizügiger und gewagter ausfallen und von anfänglich seichten Darstellungen zu extremeren Varianten wechselt.
Zum Einsatz kommen Spielzeugutensilien, Schlag- und Peitschwerkzeuge, sowie Mittel extremerer Praktiken. Geschieht dies, ist der künstlerische Ansatz den Bildern nicht mehr so leicht anzusehen bzw. herauszulesen. Oft schwingt durch Praktik und Pose der Models ein gewisser Subtext den Bildern mit, der an pornografische Darstellungsweisen erinnert und klar auf Geschlechtsakt oder zumindest sexuelle Vorgehensweisen abzielt.
Was Dupke zweifelsfrei gelingt, ist die Abbildung der unterschiedlichen Spielarten. SM und so weiter bieten Fotografen wie Models zahlreiche Ideen und Möglichkeiten, die in Shades of Lust and Pain erkennbar umrissen sind und den Betrachter nicht nur involvieren, sondern auch zur Auseinandersetzung einladen. Trotz aller Freizügigkeit und der teilweise extremen Nähe zur Pornographie bleiben Band und dessen Schöpfer dem Anspruch treu und laden – sicherlich an manchen Stellen überzogen und zu sehr auf simple Porno-nahe Darstellungsweisen reduziert oder an ihnen verharrend – zur vielseitigen Auseinandersetzung mit dem Thema und all seinen gestalterischen Möglichkeiten ein.
Stellenweise aufreizend und provokant, zu freizügig und explizit sexuell, besitzt Shades of Lust and Pain dennoch anspruchsvolle Fotografien, ästhetische Kompositionen, an- und erregende Arrangements, prickelnde Idee und ansehnliche Models.
Shades of Lust and Pain ist ein Aktfotoband der besonderen Reize. Die Basisthemen Fetisch, Bondage, SM und Vergleichbares werden in all ihren Facetten und Ausdrucksformen durch die Arbeiten des Fotografen auf- und ausgeführt. Die anfängliche Zurückhaltung verfliegt schnell. Darstellungsweisen werden drastischer, freizügiger. Szene-Kenner werden auf jeden Fall mit sehenswerten Arrangements bedient.